Die Legende vom Liebespaar

Der Abend vor dem Valentinstag war stets ein geschäftiger im Dorf. Es war Brauch, dass Liebende einander in der Nacht vor dem Valentinstag kleine Geschenke auf der Türschwelle hinterließen, klopften und unbemerkt in die Nacht verschwanden. Die besonders Mutigen verschenkten Efeublätter, die rot angemalt waren und durch ihre Form an ein Herz erinnerten. Diese besonderen Efeublätter wuchsen nur auf einer sagenumwobenen Lichtung im Winterwald, zu der nie ein und derselbe Weg zu führen schien. Dort trauten sich allein die Mutigsten und Törichtesten hin.

Die alten Dorfbewohner missbilligten diese Mutproben, wussten sie doch um die tragische Geschichte, die sich um die Lichtung rankte. Auch, weil sich dort von Zeit zu Zeit die Indianer versammelten und heidnische Rituale vollzogen, war dieser unchristliche Ort zu meiden.

An einem Valentinsvorabend fand Sarah Gilmore ein rotes Efeublatt auf der Schwelle ihres Elternhauses. Dieses Efeublatt schien von Natur aus tiefrot gefärbt und nicht angemalt zu sein. Von Liebe erfüllt ging sie zu Bett, mit den Gedanken bei ihrem Verlobten.

Als ihre Mutter am darauffolgenden Morgen nach der jungen Frau sehen wollte, weil diese noch nicht zum Wasserholen an den Bach gegangen war, fand sie nur noch das rote Efeublatt auf dem Kopfkissen des Mädchens vor. So erging es noch weiteren Familien an diesem Morgen. Alle Verliebten, die ein rotes Efeublatt erhalten hatte, waren nicht mehr aufzufinden.