Wie spielt man Pen and Paper?
Auf dieser Seite findest du alles, was du als Spieler*in wissen solltest, bevor du dich in dein erstes Abenteuer stürzt, aber auch, wie du dein Spielverhalten noch optimieren könntest.
Vor dem Spiel
Als Erstes benötigst du als Spieler*in eine Gruppe bzw. eine/n Spielleiter*in. Auf der Suche nach einem passenden Spiel unterstützt dich diese Webseite, aber vorher solltest du dir über einige Punkte klar sein. Das Pen and Paper Spielen erfordert eine gewisse Vorbereitung und Planung. Hier sind einige wichtige Aspekte, die du beachten solltest:
Welches System spielen wir?
Es gibt viele verschiedene Spielsysteme, die in verschiedenen Universen spielen. Als Anfänger*in ist es zu empfehlen, ein Universum zu wählen, mit dem du vertraut bist oder dich wohlfühlst. Am besten orientiert man sich an Film- / Buchuniversen (z.B.: Herr der Ringe, Indiana Jones, Game of Thrones). Besonders beim Pen and Paper Spielen kann ein bekanntes Setting den Einstieg erleichtern und die Immersion verstärken.
Bist du Fan von Science-Fiction, ist dies eine gute Wahl und das Gleiche gilt dann natürlich für das Fantasy-Genre. Hast du keinerlei Erfahrungen mit einem bestimmten Genre, ist ein Abenteuer zu empfehlen, welches auf unserer Erde zu unserer Zeit oder ein/zwei Jahrhunderte in der Vergangenheit spielt. Die eigenen Charaktere sowie die meisten Charaktere, auf die man trifft, sollten dabei menschlich sein, aber das Abenteuer selbst kann Aspekte von Fantasy, Horror und Krimi beinhalten. Das Pen and Paper Spielen bietet hier eine Vielfalt an Möglichkeiten, die deinen Vorlieben und Interessen entsprechen.
Persönliche Grenzen sind wichtig beim Pen and Paper spielen!
Damit sollten wir auch kurz über persönliche Grenzen reden. Pen and Paper Abenteuer enthalten oft Themen, die vielleicht bei bestimmten Personen negative Gedanken und Emotionen verursachen können. Falls es Aspekte in Spielen gibt, mit denen du nicht konfrontiert werden möchtest, ist es wichtig, darüber vorher mit dem/der Spielleiterin zu reden, bevor überhaupt die Wahl des Abenteuers feststeht. So kann der/die Spielleiterin die Geschichte rechtzeitig anpassen.
Beispiele hierfür sind beim Thema Gewalt z.B. Gewalt gegen Kinder oder Tiere. Gleiches gilt für historische oder aktuelle Ereignisse unserer Weltgeschichte, die in Spielen aufgegriffen werden, wie gewisse Kriege. Horrorelemente können auch kritisch sein für Menschen, die an einer Angststörung oder Depression leiden. Diese und andere psychische Erkrankungen sind in einigen Systemen wichtige Funktionen und sollten ausgeschlossen werden, wenn diese einen Teilnehmer emotional verletzen könnten. Das Pen and Paper Spielen soll für alle Beteiligten ein angenehmes und spannendes Erlebnis sein, daher ist es essenziell, diese Aspekte im Vorfeld zu klären.
Welchen Charakter spiele ich?
Nachdem das Spielsystem und die Regeln feststehen, geht es an das Erstellen der Spielercharaktere. Die sogenannten “SC”s (Spielercharaktere) werden anhand des Regelwerks von dem/von der Spielleiter*in zusammen mit dem/der Spieler*in festgelegt. Dies sollte am besten jede/r Spieler*in getrennt von den Anderen machen, damit diese nicht mitbekommen, was deine Stärken und Schwächen sind und auch das Kennenlernen im Spiel spannend wird (dies gilt nicht für Figurenpaare, welche sich kennen z.B. ein reicher Lord und sein Butler).
Da Pen & Paper ein Rollenspiel ist, lädt es dazu ein, dich weit von deiner Person zu entfernen, aber dies ist nicht immer der klügste Weg. An erster Stelle steht der Spaß. Und nicht, dich mit einer ungewöhnlichen und komplexen Figur herauszufordern. Extrovertierte Menschen werden hier immer einen gewissen Vorteil haben, sich schneller an das Übernehmen einer anderen Rolle zu gewöhnen. Aber auch für sie ist es zu empfehlen, für die ersten Abenteuer eine Rolle einzunehmen, die doch etwas mehr Ähnlichkeit mit ihnen selbst hat.
Also für die Introvertierten unter euch: Nehmt einen Charakter, die in sozialen Fähigkeiten etwas zurückhaltender ist, aber dafür mehr körperliche oder geistige Fähigkeiten hat. Und die Extrovertierten können sich mehr auf soziale Fähigkeiten konzentrieren. Damit sollte man sich gut ergänzen können und jeder hat Momente und Situationen, in denen er glänzen kann.
So verläuft ein Abenteuer beim Pen and Paper spielen
Beim Beginn des Abenteuers wird eure/euer Spielleiter*in alle Mitspieler*innen aus gewissen Gründen an einem Ort zusammenbringen. Klassiker sind dabei ein Treffen in einer Taverne, Fortbewegungsmittel wie Zug oder Bus, oder ein Brief der alle Personen zu einem Ort einlädt, wo sie sich treffen. Nutzt diese Chance, um die Charaktere eurer Mitspieler kennenzulernen, auch wenn ihr euch als Spieler kennt, kennen sich eure Figuren nicht.
Dabei kommen wir zum wichtigsten Aspekt im Pen & Paper. Außerhalb des Spiels könnt ihr euch so wie immer unterhalten, aber innerhalb des Abenteuers sprecht ihr so, wie eure Figuren und echte Personen in solchen Situationen miteinander umgehen würden. Die Informationen, die ihr dabei preisgebt, sind dabei nicht genaue Werte eurer Talente, sondern der Beruf und die Herkunft eurer Figur sowie das Aussehen, damit die anderen sich ein Bild davon machen können.
Eure/Euer Spielleiter*in wird euch etwas über den Ort erzählen, an dem ihr startet und wird dies auch wiederholen, wenn ihr einen neuen Ort bzw. Raum betretet. Er fungiert hier als alle eure Sinne und Eindrücke. Dabei wird er anfangs immer nur den Ersteindruck preisgeben über Personen und Umgebung, es kann also noch mehr zu entdecken sein. Hierzu müsst ihr dann auf Dinge eingehen, die man euch erzählt hat wie z.B. Schränke, Tische und andere Objekte. Habt ihr Anhand der Beschreibungen keine weiteren Ansätze, wo ihr suchen könnt, nutzt ihr Talente wie Horchen, Spuren lesen und Verborgenes erkennen.
Alle weiteren Nicht-Spieler-Charaktere (NSCs), die ihr bei eurem Abenteuer antrefft, werden von der/von dem Spielleiter*in gesprochen. Hier funktionieren die Dialoge so, dass ihr tatsächlich miteinander redet und nicht Dinge sagt wie ‘meine Figur möchte fragen, wo der Weg ist’. Stattdessen sagt Ihr ‘meine Figur geht auf einen Passanten zu: “Entschuldigung, aber kennen Sie den Weg zum Anwesen?”’. Das Gleiche gilt für soziale Fähigkeiten wie Ermutigen oder Lügen. Wollt ihr jemanden belügen oder beruhigen, müsst ihr, auch tatsächlich eine Lüge ausdenken und erzählen bzw. etwas erzählen, was eine Person unter diesen Umständen beruhigen könnte. Dies ist auch der Grund, weshalb es einigen Personen mehr liegt einen Figur zu spielen, die mehr Dialog und soziale Fähigkeiten hat.
Welche Informationen teile ich mit der Gruppe?
Informationen, die euch bereitgestellt werden, ohne dass die anderen Figuren dabei anwesend sind, sind auch erst einmal nur für euch gedacht. Gebt ihr diese nicht an die anderen Spieler weiter, dürfen sie ihre Figuren nicht so spielen als wüssten sie davon. Gleiches gilt für euch, auch wenn ihr gemeinsam im Sprachchat seid bzw. am Tisch sitzt, dürft ihr nur Informationen für euren Charakter nutzen, die eure Figur von dem/von der Spielleiter*in, seinen/ihren Figuren und den Figuren der anderen Spieler*innen erfährt.
Muss ich mentale Einschränkungen ausspielen?
In bestimmten Spielsystemen und Situationen können eure Figuren unter Einfluss einen Phobie oder mentalen Einschränkungen leiden. Es gibt hier zwei Möglichkeiten wie dies gespielt wird, je nachdem, wie gut ihr seid das darstellen zu können und wie wohl ihr euch damit fühlt.
Option eins ist, dass ihr diese Effekte in euer Rollenspiel voll einbezieht. Leidet eure Figur an Klaustrophobie (Angst vor engen und geschlossenen Räumen), könnt ihr euch weigern eine enge Passage zu betreten oder ihr spielt euren Charakter panisch innerhalb dieses Raums. Es ist aber kein Problem, wenn ihr euch nicht in der Lage fühlt so etwas darzustellen. Hier kommt der Spielleiter ins Spiel für Option zwei.
Dieser kann euch stattdessen bei allen Würfen Punkte abziehen. Zum Beispiel habt ihr einen Wert von 50 beim Schleichen, aber wenn ihr in einem engen Bereich seid, wird dieser um 10 verringert und damit euer Wurf schwerer. Damit kompensiert er den Rollenspiel-Aspekt, damit bestimmte Effekte dennoch eine Auswirkung haben.
Helden müssen manchmal vorgehen
Egal, unter welchem Effekt oder in welcher Situation ihr euch befindet, ihr solltet immer daran denken, dass eure Charaktere in den Geschichten Helden bzw. Protagonisten sind. Auch wenn ihr in der Realität niemals einen Raum verlassen würdet, wenn ihr wisst, dass außerhalb eine Gefahr lauert, würden eure dies ggf. trotzdem tun. Das ist derselbe Effekt wie bei einem Horrorfilm, bei dem der Darsteller einfach weiter auf die Gefahr zuläuft. Dies sorgt dafür, dass es spannend bleibt und der Plot voran geht.
Blockiert ein/e andere/r Spieler*in eine Situation, könnt ihr probieren, diesen durch soziale Talente wie Ermutigen weitermachen zu lassen. Der/Die Spielleiter*in wird euch innerlich danken, damit er sich nicht überlegen muss, wie er diesen Spieler dazu bewegen kann, nicht zurückzubleiben.
Kommt ihr in einer Situation nicht weiter, geht nochmal euren Charakterbogen komplett durch. Oftmals gibt es Talente, die man selten nutzt und deshalb vergisst, die aber gerade für diese Situation passen oder euch auf komplett neue Ideen bringen. Ein Brainstorming mit der Gruppe und Reflektieren aller vorhanden Optionen und Informationen kann in einer kniffligen Lage auch helfen.